Pavillon 15: Prüft die Stadt sich selbst?

Seit kurzem gibt es eine interne Arbeitsgruppe zum Steinhof. Der ÖVP Wien genügt das nicht

Können Angestellte der Stadt Wien Fehler der Stadt Wien aufklären? Nein, findet die Wiener ÖVP.

Nachdem eine Krankenschwester im Falter über bis in die 1980er-Jahre andauernde Misshandlungen behinderter Kinder am Pavillon 15 des Steinhofs berichtet hatte, setzte der Krankenanstaltenverbund (KAV) eine Arbeitsgruppe dazu ein. Sie besteht aus den Leiterinnen des Medizinmanagements und der Stabsstelle Recht im KAV und aus dem Chefarzt des Psychosozialen Dienstes (PSD). Sowohl KAV als auch PSD gehören zur Stadt Wien.

Die ÖVP hat nun im Gemeinderat eine unabhängige Expertenkommission gefordert (abgestimmt wurde am Dienstag, nach Falter-Redaktionsschluss): „Eine Untersuchung durch eine Arbeitsgruppe, die aus Mitarbeitern der Stadt Wien besteht, ist auf keinen Fall als objektiv einzustufen.“

Die Antwort des KAV: Die Arbeitsgruppe ziehe „bei Bedarf unabhängige Fachexperten zurate“, somit würden „sowohl Experten der Stadt Wien als auch Experten aus den unterschiedlichsten Fachrichtungen“ die Geschehnisse aufarbeiten.

Zur Sichtung der vorhandenen Unterlagen sei eine interne Arbeitsgruppe sinnvoll, sagt die grüne Patientenanwältin Sigrid Pilz, die die Psychiatrieuntersuchungskommission im Jahr 2008 initiiert hat. Geht es um die Bewertung und eventuelle Entschädigungsansprüche, sei aber eine externe Beurteilung nötig: „Eine interne Arbeitsgruppe ist kein falscher Schritt – aber wenn sich herausstellt, dass es tatsächlich Misshandlungen gab, darf es nicht der einzige Schritt sein.“

Falter, 26.6.2013

Alle Texte zum Pavillon 15 gibt es hier nachzulesen.

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