„Was stellst du dich so an?“

Noch immer fällt es vielen Soldaten schwer, über psychische Probleme zu reden. Ein Gespräch mit Hamburgs oberstem Bundeswehr-Psychiater Helge Höllmer über die Gorillakultur der Truppe, sexualisierte Gewalt und ein großes Tabu in Militär und Gesellschaft.

Interview: Atilla-Filipe Cevik und Ruth Eisenreich

Helge Höllmer trägt eine weiße Uniform statt eines weißen Kittels, an seiner Bürotür hängt eine Feldbluse in Flecktarn. Höllmer leitet die psychiatrische Klinik des Bundeswehrkrankenhauses in Hamburg Wandsbek. Er ist Oberstarzt, seine Erklärung für Militärlaien: „Oberstarzt ist eins unterm General.“ Er sei EDK, sagt Höllmer noch. Edeka? „Ende der Karriere.“ Höher hinaus kann ein klinisch tätiger Arzt bei der Bundeswehr nicht kommen – Höllmer muss sich mit niemandem mehr gutstellen, er kann frei reden. Weiterlesen auf Zeit Online

Die Zeit, 27. September 2018

Ein einsamer Tod

Horst Seehofer witzelt darüber, dass 69 Afghanen an seinem 69. Geburtstag abgeschoben wurden. Wenig später wird bekannt: Einer von ihnen hat sich in Kabul erhängt. Wer war Jamal Nasser M., der acht Jahre lang in Hamburg lebte?

Von Ruth Eisenreich und Sebastian Kempkens

Vom Tod seines Bruders erfuhr er aus den Fernsehnachrichten. Ein junger Mann habe sich nach seiner Abschiebung aus Deutschland in Kabul erhängt, sagte der Sprecher. Die Informationen, die über den Bildschirm flimmerten, passten zusammen. Das Alter: 23 Jahre. Die Stadt: Hamburg. Der junge Mann, von dem die Rede war, das war Jamal.

Am vergangenen Freitag setzte sich die Familie ins Auto und fuhr die gut 400 Kilometer von Masar-i-Sharif im Norden Afghanistans in die Hauptstadt Kabul, um Jamals Leichnam abzuholen und ihn zurückzubringen, in jene Stadt, aus der Jamal acht Jahre zuvor aufgebrochen war. Am Samstag beerdigten sie ihn.

Er sitze gerade an Jamals Grab, sagt der Bruder, der seinen Namen nicht in der Zeitung lesen will, am Sonntag am Telefon. Weiterlesen auf Zeit Online

Die Zeit, 19. Juli 2018