Die Bestandteile des „Alles gurgelt“-Testsets liegen ausgebreitet auf einem Tisch

„Alles gurgelt“ – Wie viel die Wiener PCR-Teststrategie wirklich bringt

Die Stadt Wien kann mehr PCR-Tests durchführen als ganz Deutschland. Wie sinnvoll ist das im Kampf gegen die Pandemie? Sollten deutsche Städte sich davon etwas abschauen?

Wer in Wien in den letzten Monaten mal an einem Sonntagmittag an einer Tankstelle vorbeikam, der konnte Merkwürdiges beobachten: Scharenweise strömen Menschen dorthin, mit dem Auto, zu Fuß, auf dem Fahrrad. Sie ignorieren die Zapfsäulen, betreten direkt den Shop, werfen eine kleine blaue Schachtel in eine große Sammelbox und gehen wieder.

Die kleine blaue Schachtel, das ist Wiens Corona-Teststrategie. Die Strategie, wegen der all die Diskussionen, die in Deutschland und anderswo über die beschränkte Aussagekraft von Corona-Schnelltests geführt werden, die Berichte über Schlangen vor Testzentren und mangelnde Laborkapazitäten für PCR-Tests, für in Wien lebende Menschen wie ein Blick in eine Parallelwelt wirken. Wegen der eine Zwei-Millionen-Stadt allein pro Tag manchmal so viele PCR-Tests durchführt wie ganz Deutschland zusammen, wie viele Medien zuletzt aufgeregt bemerkten – durchschnittlich 188 000 pro Tag waren es nach Angaben des zuständigen Labors im Januar, 356 000 am stärksten Tag Ende des Monats. Wie gut ist diese Strategie wirklich? Sollte Deutschland sie übernehmen? Weiterlesen auf Spektrum.de oder auf RiffReporter.de

Spektrum.de, 2. Februar 2022
RiffReporter.de, 16. Februar 2022

Schwarz-weiß-Foto, ein Junge steht vor einem Doppelhaus, im Vordergrund sind statt einer Straße nur Erde und Geröll zu sehen

Eine Siedlung für das Fräulein Piroska

Vor 65 Jahren begann der Ungarnaufstand und mit ihm die Massenflucht nach Österreich. Wie ging das Land damals mit den Migranten um? Ein Besuch in der Ungarnsiedlung in Floridsdorf

Die Menschen kommen in Scharen über die Grenze ins Burgenland, die meisten zu Fuß und mit wenig Gepäck. Sie werden vom Bundesheer und von Hilfsorganisationen mit warmem Essen versorgt, viele Österreicherinnen und Österreicher spenden Geld und Spielzeug, helfen später bei der Job- und Wohnungssuche.

Es ist nicht das Jahr 2015, sondern 1956, und die Flüchtlinge kommen aus Ungarn, wo gerade sowjetische Panzer die Hoffnung auf Veränderung niedergewalzt haben. Am 23. Oktober ist es 65 Jahre her, dass in Ungarn der Aufstand gegen den Sowjetkommunismus ausbrach; nur zwölf Tage darauf wurde er niedergeschlagen. 180.000 Ungarn und Ungarinnen überquerten in den folgenden zwei Monaten die Grenze zu Österreich. Die freundliche Aufnahme der Flüchtlinge im Winter 1956 prägte Österreichs Bild von sich selbst. Bis heute rühmt sich das Land der Hilfsbereitschaft von damals. Wie restriktiv die Asylpolitik in den folgenden Jahrzehnten auch wurde, der Winter 1956 dient als Schutzschild gegen den Vorwurf der Flüchtlingsfeindlichkeit. Aber stimmt diese Erzählung überhaupt?

Wer wissen will, wie es den Ungarnflüchtlingen nach ihrer Ankunft ergangen ist, der findet Antworten in einem kleinen Wohnviertel in Floridsdorf, am Stadtrand von Wien. Hier steht die sogenannte Ungarnsiedlung, 1958 erbaut, Doppelhäuser und Bungalows für 62 Flüchtlingsfamilien. Weiterlesen auf Zeit Online, Feature für die Ö1-Sendereihe Dimensionen

Die Zeit, 21. Oktober 2021
Ö1, 3. Januar 2022

Gute Nachrichten zu Pavillon 15

Im Mai 2013 habe ich im Falter die bis in die 1980er Jahre andauernde Misshandlung und Vernachlässigung von behinderten Kindern im Pavillon 15 des Wiener Krankenhauses am Steinhof (des heutigen Otto-Wagner-Spitals) publik gemacht. Nach viel Verzögern und Verharmlosen und einem fragwürdigen internen Bericht gab Sozialstadträtin Sonja Wehsely (SPÖ)  eine echte Aufarbeitung in Auftrag, im März 2017 wurde das Ergebnis präsentiert: Eine ausführliche Studie des Instituts für Rechts- und Kriminalsoziologie, die die Vorwürfe bestätigte. Jetzt, gut fünf Jahre nach dem ersten Text, sollen die Betroffenen finanzielle Entschädigungen bekommen.

Alle Texte zum Pavillon 15 gibt es hier nachzulesen.

Der Goethehof von außen

Warum die Wiener so günstig wohnen können

Großstädte kämpfen mit steigenden Mieten. In Wien gibt es noch bezahlbare Wohnungen. Dank eines Konzepts, das vor 90 Jahren entstand, gehört heute ein Viertel aller Wohnungen der Stadt. Klingt gut – hat aber auch Nachteile

Der Goethehof ist ein Paradies. Zumindest muss er von hohen Mieten geplagten Münchnern, Hamburgern oder Londonern so vorkommen: 400 Euro pro Monat zahlt man in dieser Wohnanlage für eine 50-Quadratmeter-Wohnung, sieben U-Bahn-Minuten vom Wiener Stadtzentrum entfernt. Grünflächen, ein Spielplatz und Badesee gleich hinter dem Haus mit inklusive.

In München, Hamburg und Berlin steigen die Mietpreise kräftig, ebenso in anderen Großstädten. Auch in Wien – und dennoch kann man hier trotz einer rasant wachsenden Bevölkerung auch heute noch eine gut gelegene Wohnung für unter zehn Euro pro Quadratmeter finden. „Wien gilt international als Beispiel für einen funktionierenden Markt für günstigen Wohnraum“, sagt der Ökonom Claus Michelsen vom Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung (DIW). Das hat die Stadt ihrer 90 Jahre alten Politik des sozialen Wohnbaus zu verdanken, die unter anderem den Goethehof hervorgebracht hat.

An einem Mittwochmorgen im Herbst strömt an der U-Bahn-Station Kaisermühlen eine Schar von Anzugmännern und Kostümfrauen zum Ausgang und nebenan die Treppen hoch. Weiterlesen auf sueddeutsche.de

Süddeutsche Zeitung, 12.11.2016

„Hauptsache, man hat die Behinderten nicht gesehen“

Bis in die 1980er-Jahre wurden in Wien behinderte Kinder gequält. Der Zeitzeuge und Psychiater Ernst Berger sucht nach Erklärungen

Behinderte Kinder wurden geschlagen, in Zwangsjacken gesteckt, mit Beruhigungsmitteln niedergespritzt, im eigenen Kot liegengelassen: Im Pavillon 15 am Steinhof, dem heutigen Otto-Wagner-Spital, war das bis in die 1980er-Jahre hinein Alltag. Nachdem die Krankenschwester Elisabeth Pohl im Falter von diesen Zuständen erzählt hatte, untersuchte eine Arbeitsgruppe der Stadt Wien die Vorwürfe. Doch ihr Untersuchungsbericht bleibt geheim. Der Kinderpsychiater Ernst Berger erklärt, wie es zu Situationen wie der im Pavillon 15 kommen konnte. Weiterlesen »