Trump, Strache und die tote Katze

Die Diskursforscherin Ruth Wodak erklärt die rhetorischen Tricks von Rechtspopulisten und was dagegen hilft

Donald Trump, Jair Bolsonaro, Boris Johnson: In aller Welt gewinnen rechtspopulistische und rechtsradikale Politiker Wahlen. Auch in Deutschland dominiert die AfD gesellschaftliche Debatten. Wie gelingt ihnen das, und warum wirken ihre politischen Gegnerinnen und Gegner oft so hilflos? Die Sprachwissenschaftlerin und Diskursforscherin Ruth Wodak, 69, kennt die Antworten.

ZEIT Campus: Frau Wodak, seit Jahren werden an Stammtischen und in den Medien die Themen der Rechten diskutiert: Migration, innere Sicherheit, „der Islam“. Woran liegt das?

Ruth Wodak: Dahinter steckt ein Muster: Rechte provozieren einen Skandal, andere Politikerinnen und Personen des öffentlichen Lebens müssen dazu Stellung nehmen. Wenn etwa der AfD-Chef Tino Chrupalla erklärt, der Begriff „Umvolkung“ sei nicht rechtsextrem, oder wenn sein Vorgänger Alexander Gauland den Nationalsozialismus einen „Vogelschiss“ in der deutschen Geschichte nennt, passiert das nicht zufällig. Diskutieren dann alle über die Aussage, können die Provokateure die Debatte umdefinieren.

ZEIT Campus: Was bedeutet das?

Wodak: Alle werfen ihnen ihren Tabubruch vor. Dann sagen sie etwa, sie seien falsch zitiert worden, sie stellen sich als Opfer einer Kampagne dar – bis zur nächsten Provokation. So treiben die Rechten die anderen Parteien und die Medien vor sich her. Andere Agenden werden abgedrängt. Ich bezeichne das als „rechtspopulistisches Perpetuum mobile“. Und weil sich das Muster sonst totläuft, werden die Sprüche immer krasser und aggressiver. Diese Dynamik muss durchbrochen werden. Weiterlesen auf Zeit Campus Online

Zeit Campus, 11. Februar 2020

Die Zeit des Redens ist vorbei

Der Trend, mit Rechten den Diskurs zu suchen, kippt in die gegenteilige Richtung. Warum?

Die letzten zwei Jahre waren die Zeit des Redens mit Rechten. Das fast gleichnamige Buch von Per Leo, Maximilian Steinbeis und Daniel-Pascal Zorn erschien im Oktober 2017, inzwischen liegt es in fünfter Auflage in den Läden. Schon im Juni 2017 brachte Zeit Online unter dem Titel „Deutschland spricht“ in einem aufwändigen Verfahren Menschen mit entgegengesetzten politischen Haltungen zum Diskutieren zusammen. An der zweiten Ausgabe des Formats im September 2018 beteiligten sich elf Medienhäuser – auch die Süddeutsche Zeitung – und mehr als 8000 Diskutanten. Nach dem Aufstieg der AfD waren die politisch Interessierten des Landes sich einig: Die Gesellschaft ist zu stark gespalten, wir müssen aus unseren Filterblasen heraus und mit Andersdenkenden ernsthaft debattieren – Linke mit Rechten, Flüchtlingshelfer mit „besorgten Bürgerinnen“, Gendersternchen-Schreiberinnen mit Antifeministen –, auch wenn das mühsam ist.

Und jetzt?

Im November 2018 forderten Prominente wie der Musiker Smudo über den Hashtag #unfollowme Rechte auf, sie in sozialen Medien zu entfolgen. Stille statt Diskussion. Weiterlesen auf jetzt.de

jetzt.de, 3. März 2019

Wie kontert man sexistische Stammtischsprüche?

Frauen wollen ja gar keine Führungspositionen.“ „Mittlerweile werden Männer diskriminiert.“ „Der Gender Pay Gap ist ein Mythos.“ „Ich bin für Humanismus, nicht Feminismus.“ Und natürlich: „Sei nicht so sensibel!“. Sprüche wie diese kennt wohl jede Frau. Aber wie kann man ihnen begegnen?
Diese Frage will das Buch „No More Bullshit – Das Handbuch gegen sexistische Stammtischweisheiten“, herausgegeben vom österreichischen Frauennetzwerk „Sorority“, beantworten. Verschiedene Autoren und Autorinnen setzen sich in dem poppig gestalteten Buch mit 15 Stammtischparolen auseinander: mal mit nützlichem Faktenwissen, mal mit mehr oder weniger witzigen Rants oder Forderungskatalogen an jene, die so ein Buch sowieso nie lesen würden.
Melinda Tamás ist Forscherin und Trainerin in Wien. Sie beschäftigt sich unter anderem mit politischer Bildung und Antidiskriminierung, bietet Argumentationstrainings gegen Stammtischparolen an. Sie schrieb ein Kapitel von „No More Bullshit“, in dem es darum geht, wann und wie man dumme Sprüche kontern soll und kann.

jetzt: Melinda, wann musstest du zum letzten Mal selbst einen sexistischen Spruch abwehren?
Melinda Tamás:
Vor einem Jahr habe ich eine neue Stelle bekommen, auf die ich sehr stolz war, eine Leitungsfunktion in einem Weiterbildungsinstitut. Ein männlicher Kollege dort hat zu mir gesagt, er freue sich sehr, dass ich hier arbeite, weil er jetzt endlich was Schönes zum Anschauen habe.

Wie hast du reagiert?
Ich war ziemlich perplex. Ich habe dann benannt, dass ich das sexistisch finde, und habe es später auch Kolleginnen erzählt, um das Problem aufzuzeigen. Aber es war schwierig – ich war neu an diesem Institut, der Kollege war schon länger dort. Weiterlesen auf jetzt.de

jetzt.de, 25. November 2018