Selbst in der Psychiatrie nicht mehr sicher

Sogar seelisch kranke Migranten werden abgeschoben, weil die Ansprüche an die Atteste so hoch sind.

Ein Mann soll abgeschoben werden. Er legt ein Attest vor, wonach er wegen psychischer Probleme in Behandlung ist. Er wird trotzdem abgeschoben, in Begleitung eines Arztes, dem keine Besonderheiten auffallen. Bald nach seiner Ankunft in Kabul nimmt sich der Mann, sein Name ist Jamal Nasser M., das Leben. Mitte Juli machte dieser Fall Schlagzeilen, auch weil der Betroffene einer jener 69 Afghanen war, über deren Abschiebung Bundesinnenminister Horst Seehofer (CSU) kurz zuvor gewitzelt hatte.

Ein anderer dieser 69 wurde laut seinen Unterstützern direkt aus der Psychiatrie abgeholt und zum Flughafen gebracht. Schon zuvor wurde immer wieder von Abschiebungen psychisch schwer kranker Menschen berichtet, etwa von einem Afghanen, der im Januar 2017 kurz nach seiner Entlassung aus einer bayerischen Psychiatrie nach Kabul geschickt wurde; von einer Albanerin, die Bayern im August 2017 abschob, obwohl sie für eine stationäre psychiatrische Behandlung vorgesehen war; und von einem im Kosovokrieg traumatisierten Rom, den die Behörden im März 2017 aus einer Gießener Psychiatrie gelockt und dann abgeschoben haben sollen. Der Klinik zufolge hatten die Behörden den Mann aufgefordert, ins Landratsamt zu kommen, um eine Geldfrage zu klären. Dort sei er dann festgenommen worden.

Schiebt Deutschland systematisch Menschen ab, die dafür eigentlich zu krank sind? Weiterlesen auf Zeit Online

Die Zeit, 2. August 2018

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