Warum AKH-Ärzte darum kämpfen, 60 Stunden pro Woche arbeiten zu dürfen

Es ist ein Arbeitskampf der ungewöhnlichen Art: Auf der einen Seite ein Arbeitgeber, der die Dienstzeiten seiner Mitarbeiter verkürzen will, auf der anderen ein Betriebsrat, der kürzere Dienste auf keinen Fall akzeptieren will. Gestritten wird um die Überstunden der Ärzte am Wiener Allgemeinen Krankenhaus.

Ende Juni läuft dort eine Betriebsvereinbarung aus, die die verlängerten Dienste der Ärzte regelt: Laut Gesetz dürften sie höchstens 13 Stunden pro Tag und 48 Stunden pro Woche arbeiten, in einzelnen Wochen bis zu 60 Stunden. Die Betriebsvereinbarung erlaubt, dass Ärzte bis zu 49 Stunden am Stück im AKH verbringen. Das ist anstrengend, aber für das Gehalt der Ärzte wichtig: Etwa 3000 Euro brutto verdient ein junger Arzt am AKH – pro Journaldienst, wie die Nachtschichten intern heißen, gibt es mehrere hundert Euro extra.

Nun wankt dieses System. Denn der Betriebsrat und Wolfgang Schütz, Rektor der Medizinischen Universität, bei der die AKH-Ärzte angestellt sind, können sich nicht auf eine Verlängerung der Betriebsvereinbarung einigen. Schütz will die Dienstzeiten der Ärzte umstellen: Statt acht Stunden Tag-, 16 Stunden Nacht- und wieder acht Stunden Tagschicht sollen die Ärzte in Zukunft 13 Stunden Tag-, elf Stunden Nacht- und noch einmal drei Stunden Tagschicht machen.

Warum wehren sich die Ärzte dagegen, „nur“ 27 statt 32 Stunden durcharbeiten zu müssen? Sie würden dadurch 150 Euro pro Nachtschicht verlieren, der Rektor will so sechs Millionen Euro einsparen. „Es geht ihm nur ums Geld“, sagt Betriebsratschef Thomas Perkmann, „die Uni kann von ihm aus ruiniert werden.“

Nach dem Modell des Rektors stünden jeden Vormittag 170 Ärzte weniger für die Patientenversorgung zur Verfügung, sagt Perkmann: „Wenn es bis 30. Juni kein Ergebnis gibt, bricht das Haus zusammen. Wir sind personell nicht so aufgestellt, dass wir uns den Luxus leisten können, weniger als 60 Stunden pro Woche zu arbeiten.“ Viele Kollegen würden bereits eine Kündigung erwägen.

Das Rektorat wollte dazu keine Stellung nehmen, da bei Redaktionsschluss am Montagabend eine Einigung in Sicht war.

Falter, 26.6.2013

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