Ein Mann geht bei einer Demonstration in São Paulo vor dem Wort "Bildung" auf einem riesigen Spruchband vorbei

Wie Bolsonaro Kahlschlag in der Bildung betreibt

Was an manchen Unis geschehe, sei ein „Saustall“, sagt der Bildungsminister des rechtsextremen brasilianischen Präsidenten Bolsonaro. Drastische Kürzungen im Bildungsbudget sind beschlossen – und der Präsident beleidigt Betroffene, die dagegen protestieren.

Bildung? Wird überbewertet, findet Brasiliens rechtsextremer Präsident Jair Bolsonaro. Seine Regierung hat beschlossen, das Budget dafür um 7,3 Milliarden Real zu kürzen – umgerechnet 1,6 Milliarden Euro. Betroffen sind sämtliche Bereiche in Bildung und Wissenschaft: Kitas, Schulen und auch die universitäre Forschung.

Die Folgen sind für manche Brasilianer bereits spürbar. Den öffentlichen Schulen im Land fehlten ohnehin schon Lehrer und Infrastruktur, sagt die Portugiesisch-Lehrerin Elaine, 28: An der Schule, an der sie unterrichte, könnten sie und ihre Kolleginnen etwa nicht drucken, „das ist schon lange so und wird sich jetzt noch verschlimmern“.

Auch die Studentin Camila Rodrigues, 26, ist betroffen. Weiterlesen auf Spiegel Online

Spiegel Online, 22. Mai 2019

Der Gazakrieg in Bischofshofen

Bei einem Fußballmatch stürmen Jugendliche das Spielfeld und attackieren israelische Kicker. Was ist los mit den Austrotürken?

Seit Ende Juli kennt man die Salzburger Kleinstadt Bischofshofen sogar bei BBC und CNN. Das verdankt sie einem Match am örtlichen Fußballplatz: Der OSC Lille führt gerade 2:0 gegen Maccabi Haifa, als plötzlich eine Gruppe Jugendlicher mit Palästinaflaggen aufs Feld stürmt und sich mit den israelischen Spielern prügelt. Es sind keine Neonazis, sondern Teenager mit türkischen Wurzeln. Weiterlesen »

Geht es um die toten Kinder – oder doch um die bösen Juden? – Kommentar

Es ist schön zu wissen, dass sich so viele Österreicher für die Menschenrechte einsetzen: Wenn NGOs vor einem Völkermord im Südsudan warnen, gehen sie zu Tausenden auf die Straße. Wenn die Isis-Dschihadisten im Irak in einem Monat 1500 Zivilisten ermorden, skandieren sie „Free Iraq“ und „Terrorist Isis“. Und wenn die Hamas, die Regierung des Gazastreifens, politische Gegner im Gefängnis foltert, dann brüllen sie „Neue Nazis Hamas!“.

Es macht stolz, dass so vielen Menschen das Wohl der Kinder am Herzen liegt: Wenn syrische Regierungstruppen mit Sprengstoff und Nägeln gefüllte Bomben aus Helikoptern werfen und 90 Menschen, darunter 13 Kinder, töten, dann zeigen sie Fotomontagen, auf denen der syrische Präsident Baschar al-Assad seine Vampirzähne in ein blutbeflecktes Baby stößt.

Es ziert unser Land, dass so vielen Bürgern die Situation der unterdrückten Palästinenser ein Anliegen ist: Wenn der Libanon den in vierter Generation dort lebenden Nachfahren von vor 66 Jahren geflüchteten Palästinensern den Zugang zum Arbeitsmarkt, zu Schulen und zum Gesundheitssystem verwehrt, rufen sie auf Großdemos die Europäer und Amerikaner auf, endlich etwas zu tun.

Oder etwa nicht?

Natürlich nicht. Alle Zitate stammen, leicht abgewandelt, von einer Demo gegen die israelische Gaza-Offensive, an der am Sonntag in Wien rund 11.000 Menschen teilnahmen. Man soll Verbrechen nicht gegeneinander aufrechnen, und nein, nicht jede Kritik an Israel ist Antisemitismus. Aber wem es wirklich um Menschenrechte, das Wohl der Kinder und die Lage der Palästinenser geht, dem sollte all das nicht nur beim Thema Israel einfallen.

Falter, 23.7.2014

Welche Protestpartei passt zu Ihnen? Ein Psychotest

Noch immer wissen viele Österreicher nicht, welcher Partei sie am 29. September ihre Stimme geben werden. Sie gehören dazu? Sie haben genug von den etablierten Parteien? Sie wollen anderen die Chance geben, sich im Parlament zu beweisen, oder einfach Ihre Unzufriedenheit kundtun? Dann haben Sie in Wien die Wahl zwischen fünf Parteien, die nicht schon im Nationalrat sitzen. Im Gegensatz zu den etablierten Parteien haben sie kaum Chancen, ihre Programme öffentlichkeitswirksam zu präsentieren. Hier erfahren Sie, welche Partei am besten zu Ihnen passt. Weiterlesen »

Die Volksfront von Österreich

Eine politische Bewegung nach der anderen schießt aus dem Boden. die Wütenden wirken chaotisch, haben aber mehr gemeinsam, als der erste Blick vermuten lässt

Rundschau: Ingrid Brodnig, Ruth Eisenreich

Es ist Sonntagnachmittag, 53 Nerds versammeln sich im Werk, einem Kulturzentrum in Wien-Ottakring. Drinnen ist es dunkel, viele Männer tragen T-Shirts, lange Haare, Brillen und wirken tatsächlich so, als hätten sie gerade an der Informatik-HTL maturiert. Sie haben ihre Computer mitgebracht, es gibt fast mehr Laptops im Raum als Menschen. Dafür sind kaum Frauen zu sehen hier am Parteitag der österreichischen Piraten. Dabei wird hier die neue Führung gewählt. Mehr noch: Es soll eigentlich das politische System des Landes umgekrempelt werden.

Dann ergreift der Erste das Wort. Der Mann mit Brille und langem Haar spricht über die Bestechlichkeit des Menschen, dann gesteht er ganz offen: „Auch ich bin ein korrupter Wichser.“ Dennoch will dieser Pirat im kommenden Jahr den Nationalrat entern. Weiterlesen »